Stop it! Tipps zur Spielanalyse

Spielanalyse Football Manager

Die Taktik ist sinnvoll zusammengestellt, die Spieler sind für ihre Rollen gut geeignet – im Spiel läuft aber trotzdem nichts zusammen oder zumindest nicht alles. Doofe Gegentore, unerklärliche Aussetzer des eigentlich bärenstarken Innenverteidigers … was ist da nur los?

Viele Spieler posten an dieser Stelle einen Hilferuf im FM.Z Discord (wozu du auch jederzeit eingeladen bist), woraufhin sich hilfsbereite Mit-Manager die Mühe machen, die Taktik zu zerlegen und Tipps zu geben. So weit, so freundlich – und meistens auch hilfreich. Aber:

  1. Jeder spielt das Spiel anders: Ich hätte viele erfolgreiche Taktiken verhindert, wenn sie mir vorher gezeigt worden wären – einfach weil jeder andere Muster im Kopf hat. (Die Güteklasse einer Taktik zeigt sich nur in der Praxis!)
  2. Das Problem bleibt: Die mangelnde Fähigkeit, die Fehler und Schwächen der Taktik selbst zu erkennen.

Zugegeben: Auch als erfahrener Spieler hat man seine blinden Flecken (und faulen Tage), weshalb nichts gegen eine zweite Meinung spricht. Dennoch kann man sich diese Fähigkeit antrainieren. Der beste Freund dazu ist: die Leertaste. Der Football Manager bringt die wichtigsten Bestandteile eines Analyse-Tools schon in der Spieldarstellung mit sich, nämlich einen Pauseknopf und eine Zeitleiste, auf der man direkt zu bestimmten Szenen des Spiels springen kann.

Spiel pausieren und Fragen stellen

Deshalb hier der total simple Tipp: Pausiere das laufende Spiel und schaue, was auf dem Platz passiert (idealerweise in der Kamera „Datenanalyst“ oder 2D):

  • Wo stehen die gegnerischen Außenverteidiger? Gehen sie mit nach vorne oder bleiben sie hinten?
  • Was machen die Außen? Ziehen sie nach innen oder versuchen sie, auf die Grundlinie zu kommen und Flanken zu schlagen?
  • Wie ist das zentrale Mittelfeld angeordnet? Sichert jemand permanent ab? Dringt jemand regelmäßig in den Strafraum ein? Wo bist du zahlenmäßig überlegen oder unterlegen?

Wenn du in Ballbesitz bist, könnten mögliche Fragen lauten:

  • Wo sind die Anspielstationen für den ballführenden Spieler?
  • Ist dein Angriff durch sichere Anspielstationen abgesichert?
  • Oder führt ein Ballverlust unweigerlich zu unangenehmen Unterzahlsituationen in der eigenen Abwehr?
FM16 Analyse

Die Vogelperspektive verrät: Die Dortmunder Außenverteidiger (gelb) schieben weit nach vorne, die Außenstürmer ziehen nach innen.

Lass das Spiel ein paar Augenblicke weiterlaufen und versuche die Entwicklung nachzuvollziehen:

  • Warum wurde ein Fehlpass gespielt?
    • Gab es keine Anspielstation? Wo hätten sie sein müssen?
    • War der Pass zu ambitioniert?
    • Hat der Gegner den Ballführenden isoliert?
  • Wieso wurdest du ausgekontert?
    • Welcher Raum war ungeschützt (z.B. hinter aufgerücktem Außenverteidiger / durchs Zentrum)?
    • Wer sollte/könnte ihn absichern? Wo war die Absicherung zu dem Zeitpunkt?

Fehlerketten erkennen

Oftmals resultieren scheinbar individuelle Fehler (z.B. Innenverteidiger lässt sich ausspielen) aus einer Fehlerkette: der Mezzala befindet sich bei Ballverlust noch im Strafraum, der ballerobernde Mittelfeldspieler versucht früh Druck auf den Gegner auszuüben und verlässt ebenfalls die Position. Der Sechser will nun die Kollegen absichern und rückt in die entstandene Lücke vor. Wird er überspielt, bleiben nur noch die Innenverteidiger – von denen einer absichern und einer draufgehen wird. Im direkten Duell (oder gar in Unterzahl) sieht letzterer schnell doof aus – und bekommt deshalb leicht die Schuld in die Stollenschuhe geschoben. Dabei war er nur das letzte Glied in der Fehlerkette.

Deshalb ist es wichtig zu wissen, was abseits des Balles passiert und was du von deinen Spielern in solchen Situationen erwartest. Treten ähnliche Probleme öfter auf, muss die Balance der Mannschaft verändert werden. Oft genügt es dabei, eine einzige Spielerrolle anzupassen – und z.B. aus dem aggressiven ballerobernden Mittelfeldspieler jemanden zu machen, der seine Position und damit den Kontakt zur Abwehrreihe besser hält.

Fazit

Wichtiger als eine konkrete Lösung für ein taktisches Problem ist es, die Schwachstellen selbst wahrzunehmen und die Ursache zu finden. Mit der Zeit entwickelst du ein Auge für den Football Manager (und den Fußball an sich) und manche Fragen werden sich früher oder später unbewusst während des laufenden Spieles beantworten. Alles, was es dazu benötigt, ist Übung. Und die Leertaste.

 

Wenn du dich nicht alleine auf deine Augen verlassen möchtest, wende dich vertrauensvoll an die Einführung in das Analysetool im Football Manager.

Wie gehst du die Spielanalyse an? Welche Tipps hast du für uns? Lass es uns in den Kommentaren wissen! Ebenso, wenn du Fragen hast oder Anmerkungen loswerden willst. Wie immer: Ich freue mich drauf :-)

Komm gerne auch auf den FM.Z-Discord, wo dich eine FM-verrückte Community erwartet. Unsere Livestreams findest du auf Twitch, Videoguides auf YouTube und auf Twitter und Instagram verpasst du keine Neuigkeit zum FM und FM.Zweierkette – herzliche Einladung! :-)

9 Kommentare

  • Nachtrag: Danke für die Hinweise zur „Automatik“-Duty. Ich habe mich damit nie weiter befasst, deshalb meine (möglicherweise) irrwitzige Idee, ob diese Duty bei ’ner extrem dynamischen Fluidität Sinn machen könnte.

  • Was mir auffällt: wir drei (Bayernfahne, Tery und meine Wenigkeit) haben ähnliche Ansätze, aber doch auch einige Unterschiede in der Herangehensweise, besonders was die „Schwerpunkte“ angeht. Deshalb – ich wiederhole mich – finde ich solche Blogs extrem nützlich: die helfen nämlich über den eigenen Tellerrand hinaus zu sehen und regen nämlich einerseits dazu an – zumindest geht es mir so – auch mal was neues auszuprobieren und andererseits kann man da oft den einen oder anderen nützlichen Tipp abgreifen.

  • Hi Tery,
    Schöner Quicktipp, den hast du mir vor längerer Zeit mal so mitgeteilt, da war ich noch überrascht ob der Einfachheit, hilft aber tatsächlich gut :D
    Bei meiner Spielanalyse verfahre ich bei neuen Taktikten meistens so, dass ich mir bereits im Vorfeld die Positionen/Duties/TI’s/etc. meiner Taktik heraussuche, wo ich Fehlerpotential vermute. Die beobachte ich dann verstärkt. D.h. Rollen, die ich noch nie verwendet habe, stehen dann erst mal weiter oben auf der Prioritätenliste. Oder Rollen, die mit einem „Berufsrisiko“ verbunden sind, wie z.B. der ZS, der ja häufiger lange Bälle bedingt, werden genau darauf geprüft. Das heißt, bevor ich eine Taktik also ins Feintuning schicke, versuche ich erst mal, den Rahmen zu stecken. Im Optimalfall geschieht das in der Saisonvorbereitung, wo ich zuerst nur gegen deutlich schwächere Gegner antrete, um die Formation a) einzuspielen und b) taktische Aspekte in den Vordergrund stellen kann, ohne auf etwaige Rückstände oder dergleichen reagieren zu müssen. Erst später geht es gegen stärkere Gegner, wo dann auch auf nicht offensichtliche Schwächen eingegangen wird.
    Der Nachteil daran ist, dass der Entstehungsprozess einer Taktik oftmals ein langwieriger Prozess ist, verbunden mit viel Lehrgeld und auch durchaus noch während der Saison der eine oder andere Versuch „ins Blaue“ unternommen wird. Aber auf diese Art (vielleicht bilde ich mir das auch nur ein^^) werde ich flexibler und weniger berechenbar, zudem sorgt das für Realismus und Spielspaß, da ja auch die echten Trainer ihre Taktikten immer wieder anpassen und optimieren.

    Zu dem Thema mit der Automatisch-Duty:
    Mein letzter Stand war auch, dass sie sich je nach Mentalität der Mannschaft bei dem Spieler verschiebt. Würde auch Sinn ergeben, da es die Duty ja nur für Rollen gibt, die Angreifen, Unterstützen und Verteidigen beherrschen. Läge es im Ermessen des Spielers, könnte ein BeM sicherlich auch auf eigene Faust zwischen V und U wechseln, je nachdem, wie dringlich der Ball früh erobert werden muss. Letzteres ist zumindest meine Vermutung…

    Grüße,
    Thomas

    • Hallo Thomas,

      danke für deinen Kommentar. Deine freundliche Aufnahme dieses Tipps damals war wohl ein Grundstein für den Artikel. Sonst wäre ich sicher darauf gekommen, dass das hilfreich ist :)

      Deine Vorhergehensweise beim Erstellen einer Taktik gefällt mir. Klingt sehr vernünftig und durchdacht. Dass es – wie du schreibst – dazu nur realistisch ist, macht es umso sympathischer.

      Ich muss leider gestehen, dass ich Testspiele grundsätzlich dem Co-Trainer überlasse; ich will immer möglichst schnell mit der Saison anfangen … Vielleicht gehe ich das im FM16 mal nach deinem Muster an.

      Grüße Tery

  • Als erstes fällt mir ein, dass ich Tery noch ne Abhandlung über die Abseitsfalle „schulde“ ^^

    Bei der Spielanalyse gehe ich ähnlich wie du vor, zusätzlich nutze ich noch einige der Analysetools (z.B. das Wärmebild, anhand dessen ich nachvollziehen kann, in welchen Bereichen des Spielfeldes sich die Spieler aufhalten).
    Wenn ich eine neue Taktik ausprobiere/installieren will, beginne ich damit schon in der Vorbereitung auf eine Saison. Ich spiele dann generell nur gegen viel schwächere Teams und achte während des Spiels darauf, wie sich die Spieler in ihren Rollen in verschiedenen Situationen verhalten. Wenn sich wiederholte Lücken auftun, vergleiche ich die Situationen und gucke nach dem Fehler und ändere dann beispielsweise die Rolle oder die Duty von ein oder zwei Spielern (z.B. aus einem BBM einen ZMu machen) und beobachte dann,wie sich die Änderungen auswirken (Positionierung, Laufwege u.ä.).
    Nicht außer Acht lassen darf man allerdings auch nicht die Form bzw Moral eines Spielers: ein Spieler mit einer schlechteren Moral neigt – unabhängig von seinen Attributen – eher zu Fehlern, als jemand, der gut drauf ist. Außerdem achten meiner Meinung nach zu viele „Manager“darauf, dass ein einzelner Spieler in seiner idealen Rolle spielt und nicht darauf, ob die jeweilige Rolle bei der gewählten Formation,Mentalität und Fluidität Sinn macht. Abgesehen davon muss man auch darauf achten, dass die Rollen zueinander „passen“: man kann mit nem Abräumer und nem BEMv nebeneinander spielen, allerdings sollten dann auch die Bedingungen bzw Rahmenbedingungen (siehe oben) stimmen

    • Danke für den Überblick über dein Analyse-Verhalten. Vor allem den Punkt „ob die jeweilige Rolle bei der gewählten Formation, Mentalität und Fluidität Sinn macht“ kann ich voll unterstreichen. Die Rollen sind m.E. (ich wiederhole mich da gerne) der wichtigste Punkt in einer Taktik. Wenn alles andere gut eingestellt ist, aber die Rollen nicht – dann taugt die Taktik meistens nichts mehr. Oder, positiv: Wenn man weiß, wie man die Rollen kombiniert, dann kann man auch aus einer mittelmäßigen Taktik was brauchbares machen.

      • Jein :D Die Duty der jeweiligen Rolle wird aber auch gerne unterschätzt – zumindest hab ich bei vielen Taktikdiskussionen den Eindruck. Viele User lassen die Duty z.B. oft auf „automatisch“, dabei kann dort oft schon die Wurzel des Problems liegen.

        Passt vllt nicht hierher, aber mir kam gerade die Frage in den Sinn, ob eine „automatisch“-Duty bei einer hochfluiden Dynamik nicht die perfekte Wahl wäre?! Gibt’s da Ideen, Meinungen o.ä. zu?

      • Passt wirklich nicht hierher ;-)

        Die Frage ist, ob „automatisch“ dem Spieler Entscheidungsfreiheit gibt oder – und das ist mein Stand – ob sich die tatsächlich ausgeführte Duty einfach nach der Mentalität richtet. In letzerem Fall würde die Wahl von „automatisch“ überhaupt nur dann Sinn machen, wenn man seine Mannschaft im Spiel nur über die Veränderung der Mentalität coacht und dadurch eine automatisierte Anpassung haben will. Ansonsten sagt man meiner Meinung nach dem Spieler besser direkt, was man von ihm sehen will.

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